Ilonas Lesetipps - extra für Sie.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen regelmäßig die von mir gelesenen Bücher vorstellen und empfehlen. Oder auch mal kritisch hinterfragen.

Jean Paul hat einmal gesagt: "Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde."
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude mit diesen Lesetipps oder mit anderer Lektüre stets spannende Leseerlebnisse.

20.01.2013

Nach sehr langen Jahren und einer Reihe von nicht gelesenen Büchern der Autorin habe ich mir mal wieder Ingrid Noll mit ihrem letzten Roman vorgenommen.

Zunächst einmal fällt es mir schwer, dies Buch als Krimi zu lesen und zu erleben. Eher ist es für mich eine etwas skurrile Frauen- und Familiengeschichte, aber auch als diese schwächelt das Buch in meinen Augen.

 

Ellen lebt mit ihrer Mutter Hildegard und ihrer Tochter Amalia in einem „Nonnenkloster“ genannten alten Haus im Odenwald. Ihren Ehemann hat Ellen schon vor Jahren in die Wüste geschickt, da er mit der Tochter ihres Bruder eine Affäre angefangen hatte. In diese vermeintliche Idylle platzt eines Tages der Überraschungsbesuch eines Fremden. Gerd, Architekt aus Frankfurt, steht unangemeldet vor der Tür und stellt sich Ellen als ihr Halbbruder vor. So recht glauben mag Ellen dies nicht, bespricht sich aber mit ihrem ebenfalls in Frankfurt lebenden Bruder. Dieser stattet dem Fremden einen Besuch ab – und für die Geschwister ergibt sich eine erstaunliche Wendung.

 

Bei einem Familientreffen schließlich offenbart Hildegard die Geheimnisse um ihren damaligen „arrangierten““ Seitensprung und der neue Bruder wird im Kreise der Familie akzeptiert. Zumal ein Gentest schon bald belegt, dass die verwandtschaftlichen Beziehungen den Tatsachen entsprechen. Aber merkwürdigerweise zu allen Geschwistern, nur nicht zu Ellen. Schon bald darauf erhalten Ellen und Hildegard von diesem neuen Familienmitglied die Einladung, ihn und seine Frau auf einer Luxuskreuzfahrt zu begleiten. Gerds Kinder haben abgesagt, die sind Plätze bezahlt und so kurzfristig nicht mehr zu stornieren.

Hildegard will auf keinen Fall eine Seereise durchleben und so muss Tochter Amalia als Begleitung mit an Bord. Nicht erst jetzt an Bord verspürt Ellen eine heimliche Zuneigung zu Gerd und gibt sich den Tagträumen einer neuen Beziehung hin. Aber – da ist Ortrud, Gerds dem Alkohol frönende Ehefrau, die sich mit der neuen Verwandtschaft so gar nicht anfreunden mag.

Während dieser Reise nimmt das Geschehen eine fast dramatische Wendung und die Frage steht im Raum, haben hier Ellen oder Gerd oder vielleicht doch das Schicksal die Hand im Spiel. Ellen macht zudem eine wenig erfreuliche Entdeckung, die ihr die Augen öffnet und sie zum Handeln auffordert. Und Handlungsoptionen gibt es für Ellen nicht nur eine.

Zugegeben, es gibt eine Leiche im Verlaufe der Geschichte, aber macht dies allein einen Krimi aus? Ich finde Nein, zumal der Geschichte auch die dafür notwendige Spannung fehlt. Zwar sind einige Wendungen und Finessen nicht sofort vorauszusehen, aber insgesamt bin ich in meiner Erwartungshaltung ein wenig enttäuscht.

„Über Bord“ ist ein netter und gut zu lesender Unterhaltungsroman, der aber nicht an die ersten Romane der Autorin heranreicht und keinesfalls eine ähnliche Raffinesse der Personen und Handlungsabläufe entfaltet.

 

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20.01.2013

Seit zwanzig Jahren lebt Judith, glücklich verheiratet mit Francesco, in Rom. Als Restauratorin von Fresken hat sie sich eine erfolgreiche Existenz aufgebaut und gilt als eine Könnerin ihres Fachs. An Hamburg, an ihre Heimatstadt, an ihre Familie hat sie seither jeden Gedanken erfolgreich verdrängt.

Es ist heiß in diesen Tagen und als Judith aus den kühlen Kirchenräumen tritt, überfällt sie die unbarmherzige Hitze in den Gassen und Häuserzeilen. Eine kühle Dusche, ein Eistee, ein wenig Ruhe und danach steht einem Abend zu zweit nichts mehr im Wege. Aber jäh dringt ein Telefonanruf mit einer Hamburger Rufnummer in diese Minuten, die die doch so sehr Entspannung und Erholung sein sollten. Hin- und hergerissen entschließt sich Judith schließlich doch, den Anruf entgegen zu nehmen. Am Telefon ist ihre langjährige Hamburger Schulfreundin Claudia, die ihr aber in entscheidenden Momenten den Rücken gekehrt hat. Und deshalb hat es auch zu ihr keinerlei Kontakt mehr gegeben – und auch jetzt will Judith diesen Kontakt eigentlich nicht.

Mit Hamburg, mit ihrer Familie und den Ereignissen damals hat Judith vollkommen abgeschlossen. Zumindest hat sie das bislang geglaubt. Warum aber wühlt sie dieser Anruf dann dermaßen auf? Vor zwanzig Jahren hat sie Hamburg den Rücken gekehrt, fluchtartig hat sie die Stadt verlassen und wollte nie wieder eine Verbindung zu ihren Eltern und ihrer Herkunft zulassen. Seither bewahrt sie tief in sich verborgen ein düsteres Geheimnis, von dem sie nicht einmal Francesco berichten konnte. Dieses Geheimnis, so fürchtet Judith, könnte das Ende ihrer leider immer noch kinderlosen Ehe bedeuten.

Aber Judith stellt fest, dass die Vergangenheit sie seit diesem Anruf täglich mehr einholt und dass sie sich davon nur endgültig und versöhnt lösen kann, wenn sie sich der Erinnerung stellt.

Judith reist nach Hamburg, sucht das Elternhaus auf, doch dort wohnen fremde Leute. In den nächsten Tagen erfährt sie, dass der Vater verstorben ist, die Mutter lebt nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim. Während sie einige Male am Bett der Mutter sitzt, durchlebt Judith ihre Jugend noch einmal. Die Spießigkeit des Elternhauses, der despotische Vater und die Mutter, die diesem nichts entgegensetzen konnte, alles lebt vor ihrem inneren erneut Auge auf. Und Judith versucht, sich mit den Folgen ihrer damaligen Entscheidung auseinanderzusetzen.

 

Mit großer Spannung erzählt Renate Ahrens diese Geschichte einer immer mutiger werdenden Frau, die sich mit sich selbst und den Entscheidungen ihrer Jugend auseinandersetzt. Einer Frau, die versucht, Gegenwart und Vergangenheit nach zwanzig Jahren in Einklang zu bringen und trotzdem weiterhin mit Francesco glücklich verheiratet zu bleiben. Die Charaktere sind glaubwürdig geschildert, ihre Zweifel und Ängste sehr nachvollziehbar. Alles in allem ein gut zu lesender Roman für alle, die gern Geschichten von und um starke Frauen lesen wollen.

 

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17.01.2013

Ein neuer Name für mich auf dem Gebiet Regionalkrimis ist Walter M. Dobrow. Aufmerksam wurde ich durch ein Veranstaltungsangebot des Autoren auf diesen Roman, gern habe ich das mir überlassene Leseexemplar übers Wochenende gelesen und mich dabei gut unterhalten.

 

Die Geschichte: Ellen Hamann, erfolgreiche Kommissarin bei der Lübecker Polizei, ist auf der Erfolgsspur. Wenn es denn nicht gerade jetzt in ihrer Ehe und Beziehung kriseln würde. Ausgelöst von diesen privaten Erlebnissen ist Ellen Hamann in einer entscheidenden Situation unaufmerksam und verantwortlich für einen tragischen Zwischenfall mit ihrer Waffe. Dieses Ereignis wirft sie völlig aus der Bahn und sie scheidet aus dem Polizeidienst aus. Als freiberufliche Versicherungsermittlerin schafft sie sich ein bescheidenes Einkommen und versucht, im Leben wieder Fuß zu fassen.

Als zweiten Handlungsstrang präsentiert der Autor die Geschichte zweier Schwestern, wohl situiert, aber unzufrieden.

Die Eine genießt ihren vermeintlichen Wohlstand und betrügt ihren Mann, einen kurz vor der Insolvenz stehenden Inhaber eines Charterunternehmens. Die zweite ist seit vielen Jahren die Geliebte ihres Schwagers, beide anderen Partner ahnen nichts von dieser Verbindung.

Zuerst nur zögerlich entwickelt sich ein perfides Mordkomplott, in dem der Charterunternehmer seine Ehefrau, die Geliebte ihren Partner loswerden wollen. Vor dem Leser wird eine Verwechslungsstory aufgebaut, bei der man sich schon fragt, ob dieses Unterfangen gelingen kann. Ob es gelingt, soll an dieser Stelle offen bleiben, aber hier wird dieVerbindung zu Ellen Hamann aufgebaut. Für Ihre Versicherung soll sie die Umstände eines Bootsunfalls klären, bei dem ein Boot vollständig ausgebrannt ist – und an Bord findet man zwei völlig verkohlte Leichen.

Bei der Untersuchung dieses Falls sieht sie aufgrund ihrer früheren Polizeiaufgaben schon sehr bald Einzelheiten, die nicht zueinander passen wollen. Ihr Jagdinstinkt wird geweckt und Ellen sieht auch für sich eine Möglichkeit, ihre private Situation entscheidend zu verbessern. Aber ihre Idee ist nicht frei von einer gehörigen Portion Risiko ….

 

Schöne Schwester Tod ist ein spannend erzählter Regionalkrimi in und um die Lübecker Bucht angesiedelt, der mit viel Sommerfeeling, Freude am Segeln und viel Lokalkolorit aufwartet. Für den Strandkorb bestens geeignet.

 

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29.11.2012

Als „eine der besten deutschen Krimi-Reihen“ hat die Zeitschrift Brigitte die Hamburg-Romane mit der Staatsanwältin Chastity Riley von Simone Buchholz bezeichnet.

Nun ist mit „Eisnattern“ der vierte Roman mitten aus St. Pauli erschienen, der nicht nur wieder wunderbar zu lesen ist, sondern in den Tagen um Weihnachten bis Sylvester spielt und damit auch ganz herrlich in die winterliche Jahreszeit passt.

Chastity, die stets etwas durchgeknallt wirkende Staatsdienerin, wird von ihrer Personalchefin in den Zwangsurlaub geschickt, denn „Beamte können doch ihren Urlaub nicht einfach ausfallen lassen …“ . Und als wäre das allein nicht schon Strafe genug, taucht urplötzlich und ohne jede Vorankündigung ihre Mutter bei ihr auf, die sie Jahrzehnte nicht gesehen hat und mit der sie auch nichts mehr verbindet, seit diese damals die Familie verlassen hat.

 Und deshalb spaziert Chastity durch St. Pauli, durchs Karolinenviertel und versucht irgendwie die Zeit totzuschlagen. Plötzlich muss sie die Polizei rufen, denn sie ist unversehens über eine Beinahe-Leiche gestolpert. Auf einer Treppe findet sie einen brutal zusammengeschlagenen Penner und er soll nicht der einzige bleiben. Das Muster ist immer gleich, die Männer können sich an nichts erinnern und sie wollen auch nicht reden, schon gar nicht mit der Polizei. Trotz Urlaubs hält Chastity engen Kontakt zu den ermittelnden Kollegen, zu denen später auch die dem Leser schon bekannten Kollegen der Mordkommission gehören. Zur gleichen Zeit verschwinden zwei Jugendliche in Hamburg und eine Verbindung zu den Überfällen ist nicht auszuschließen. Bis diese aber sicht- und verstehbar wird, muss man allerdings fast bis zum Schluss warten und das ist gut so.

Bis dahin hat man in der Lektüre aber nicht nur viel Spannung und auch Verrücktes zu erwarten, sondern bekommt von Simone Buchholz auch wieder eine satte Portion Hamburg- und St. Pauli-Feeling. Herrlich lesen sich ihre Beschreibungen der Straßenzüge, des Heiligengeistfeldes, des Karolinenviertels immer gepaart mit Sätzen, die die Figuren des Romans ganz lebendig werden lassen, fast so als würden sie neben einem gehen, stehen oder sitzen. Man fühlt sich ihnen einfach verbunden.

Ein winterliches Krimi-Vergnügen, bei dem einem nicht nur wegen Schnee und Eis ganz kalt wird.

 

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03.11.2012

„Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Lasst sie uns niemals vergessen.“

Das sind die beiden letzten Sätze der Autorin in ihrem „Danke schön“ am Ende des Buches.

 

Wer jetzt eine der üblichen 3.Reich Stories erwartet, liegt jedoch gründlich falsch. Der Roman spielt ganz und gar im Hier und Jetzt, öffnet jedoch an jeweils geeigneter Stelle ein Fenster in das Jahr 1943 und auch in die letzten Tage von Anna Florin. Damit gewährt er dem Leser immer wieder einen kleinen Vorsprung an Wissen gegenüber den Menschen, die den Tod von Anna Florin klären wollen.

Und weil diese Menschen eben nicht die Polizei oder eines der üblichen Ermittler-Teams sind, ist der Autorin ein ganz ungewöhnlicher Kriminalroman gelungen.

 

Als wenige Tage vor Heiligabend die Leiche der 84jährigen Anna am Leuchtturm Bunthäuser Spitze am Elbstrand gefunden wird, sieht alles wie Tod durch Erfrieren aus. So sieht es auch die Polizei, die den Fall damit auch zügig schließt und die Leiche zur Bestattung freigibt.

Anders aber sieht es Theo Matthies, eigentlich Chirurg, jetzt aber als Bestatter tätig und das mit Überzeugung und Verantwortung. Diese Verantwortung empfindet er nicht nur den Hinterblieben gegenüber, sondern noch viel stärker gegenüber jedem einzelnen Verstorbenen. Und so verwundert es nicht, dass er bei der Vorbereitung zur Aufbahrung etwas entdeckt, das bislang übersehen wurde. Annas Leiche weist einen winzigen Einstich hinter einem Ohr auf. Theo erzwingt eine zweite Obduktion, aber auch diese verläuft ergebnislos, Anna wird eingeäschert.

 

Theo Matthies aber ist nicht überzeugt von einem natürlichen Tod und beginnt Antworten auf eine Reihe offener Fragen zu suchen. Maßgeblich an dieser Suche beteiligen sich sein Freund Lars, der Annas Wohnungsauflösung übernommen hat sowie die Journalistin Hanna, der Anna vor ihrem Tod eine merkwürdige Geschichte zu erzählen begonnen hat. Anna glaubte in einem Hamburger Kaufhaus einen Mann gesehen zu haben, der angeblich bei einem Bombenangriff 1943 ums Leben kam und der in ihrem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt hat. Hat Anna in ihren letzten Lebenstagen die Identität dieses Mannes, der als sehr renommierter amerikanischer Hirnforscher seit 10 Jahren wieder in Hamburg lebt, klären können? Und – hat er, den sie während einer Preisverleihung vor der Öffentlichkeit bloßstellte und beschuldigte, etwas mit ihrem Tod zu tun?

 

Finden Sie es heraus.

 

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29.10.2012

Sascha Grenko, Mitarbeiter in einem renommierten Securityunternehmen, steht im Juli 2008 am Fenster seines großzügigen Büros und blickt abwechselnd auf den Rhein und auf den Notizzettel in seiner Hand. Auf dem Zettel steht ein Name: Viktoria Freimann, außerdem die Adresse einer Pension in München. Vier Stunden sind gerade einmal vergangen, seit er mit ihr telefoniert hat, mit Viktoria, seiner kleinen Schwester, die wenige Monate nach dem tödlichen Unfall der Eltern vor vielen Jahren einfach verschwunden war. Er war allein im Kinderheim zurückgeblieben, niemand hatte ihm erzählt, was mit Viktoria geschehen war.

Jetzt ruft sie ihn an, ruft um Hilfe und bittet ihn, sofort zu ihr zu kommen. Noch am selben Abend fliegt Sascha nach München – und kommt doch zu spät. Viktoria ist tot, ist ermordet worden.

Während der nun folgenden Suche nach dem Mörder gerät Sascha immer wieder in akute Gefahr, gleichzeitig zu den heutigen Geschehnissen taucht er aber immer tiefer in seine Erinnerungen und in die Geschichte seiner Familie ein. Im Nachlass seiner Schwester stößt er auf Hinweise, die ihn zurück ins Jahr 1948 nach Moskau führen. Sein Großvater Ilja Grenko, gefeierter Geiger und stolzer Besitzer einer Stradivari, wird verhaftet, seiner Frau und den beiden Söhnen wird erzählt, er habe sich in den Westen abgesetzt. Bis heute liegt ist das Schicksal des Großvaters im Dunkeln, sein wertvolles Instrument ist seither verschollen. Jetzt hält Sascha plötzlich einen unschätzbar wertvollen Brief in Händen, und muss erfahren, welch tödliche Gefahr noch heute von diesem Instrument ausgeht. Wird es ihm gelingen, die wirklichen Ereignisse von 1948 zu ergründen?

 

Sehr spannend und sehr viel mehr als einfach nur ein Krimi. Der Autorin ist ein Roman gelungen, der seine Leser immer tiefer in den Bann der Geschichte zieht und gleichzeitig auf sehr berührende die Geschichte einer Familie in einem unmenschlichen System erzählt. Lesenswert von der ersten bis zur letzten Seite.

 

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19.09.2011

Marianne ist bereits 60 Jahre alt, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine bewusste und eigene Entscheidung trifft.

Sie ist entschlossen, zu sterben. Hier in Paris in der Seine soll es sein, und als das Wasser sie umfängt, erlebt sie ein kurzes Glück. Sehr schnell allerdings ist das Glücksgefühl vorüber, gegen ihren Willen wird Marianne gerettet und erlebt im Krankenhaus einen weiteren lieblosen Auftritt ihres Ehemannes, wie es schon so viele zuvor in ihrer 40jährigen Ehe gegeben hat.

Wenn die Seine sie nicht will, dann geht sie doch lieber gleich ins Meer, beschließt Marianne und flieht ohne jegliche Kenntnisse von Sprache, Land und Leuten in ein kleines Fischerdorf in der Bretagne.

Und hier nimmt das seinen Lauf, was man Schicksal nennen möchte. Marianne wird mit der Köchin verwechselt, auf die eine kleine Pension mit Restaurant schon lange wartet – und kochen kann sie schließlich. Also schiebt sie ihre Entscheidung noch für einen Tag auf, sie kann sich schließlich auch morgen noch umbringen.

Sie können es sich schon denken – es gibt kein Morgen, jedenfalls nicht so, wie Marianne es sich vorgestellt hat. Jeden Tag kommt ihr etwas anderes dazwischen und ohne, dass sie es so richtig bemerkt, beginnt Marianne endlich zu leben.

 

Auf eine sehr bezaubernde Weise durchsetzt mit Hoffnung und Lebensklugheit erzählt Nina George, dass Leben immer genau das ist, was wir selbst daraus machen – allein und vor allem aber mit anderen gemeinsam. Lassen Sie sich entführen in eine wunderschöne Landschaft und lernen Sie liebenswerte Menschen kennen.

 

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26.08.2011

RAUM – was für ein merkwürdiger Titel? Das war das erste Fragezeichen in meinem Kopf!
„Heute bin ich fünf. Als ich gestern Abend in Schrank eingeschlafen bin, war ich noch vier.“
In diesem ersten Satz des Buches habe ich „in Schrank“ noch als Druckfehler in unserem Vorabexemplar abgetan, musste aber sehr schnell erkennen, dass viele solcher vermeintlicher Fehler folgten. Wieder ein Fragezeichen! Aber nach wenigen Seiten wurde deutlich, dass diese besondere Sprache von einer eben auch ganz besonderen Wahrnehmung des erzählenden Fünfjährigen berichtet. Eine andere Wahrnehmung der Welt und der Dinge um einen herum, die man kaum nachvollziehen kann, deren Sog man sich aber als Leser auch nicht entziehen kann.
RAUM erzählt die Geschichte von Jack und seiner Mutter, deren Leben sich auf 12 qm in eben diesem Raum abspielt. Es gibt eine Tür, die immer verschlossen ist, es gibt ein Oberlicht und es gibt ein Fernsehgerät. Und Jack liebt es fernzusehen. Er weiß zwar, dass all seine Freunde, die er dort regelmäßig trifft, nicht real sind, aber sie gehören zu seiner Welt einfach dazu. All die Einschränkungen seines Lebens, die sich für Jack und seine Mutter durch diese räumliche Begrenzung ergeben, erleben wir als Leser ganz vordergründig. Für Jack aber existieren sie gar nicht, weil er es nie anders erlebt hat.
Seine Verwunderung könnte deshalb nicht größer sein, als er eines Tages von seiner Mutter erfährt, dass es da draußen eine andere, eine echte Welt und andere, echte Menschen gibt. Und der Gedanke an Flucht macht ihm Angst. Wird er es schaffen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen oder will er RAUM lieber gar nicht verlassen? Und vielleicht können sie wenigstens warten, bis er sechs ist?
Lesen Sie RAUM und sie werden manche Dinge anders sehen. Lassen Sie sich überraschen, wie nahe beieinander Grausamkeit und Liebe zu finden sind. Lassen Sie sich fesseln davon, was auch unter schwierigsten Umständen Zuwendung und Nähe für die Entwicklung eines Kindes bedeuten.
Schauen Sie ohne Voyerismus auf Ereignisse, die in verschiedenen Ländern entdeckt wurden und bei denen in der medialen Berichterstattung so manche Grenze überschritten wurde. Dieses Buch überschreitet Grenzen nicht, es überwindet sie – auf seine ganz eigene Art.

 

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29.06.2011

Menschen wie Du und ich. Menschen mit all ihren Stärken, aber auch mit all ihren Schwächen. Menschen, die man als Leser zu kennen glaubt und denen man sich verbunden fühlt. Sie sind wohl das Geheimnis der Romane von Sabine Kornbichler.

 

„Klaras Haus“ oder „Steine und Rosen“ waren ihre ersten Erfolge, mit denen sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen schrieb. Zwischendurch versuchte Sabine Kornbichler, ihren Romanen einen Hauch von Krimi zu verleihen, war damit aber nicht so überzeugend wie in den ersten Büchern. Mit dem neuen Roman ist sie sozusagen zu Ihren Wurzeln zurückgekehrt, hat auf die kriminalistische Würze verzichtet und erneut einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt.

Ein kleiner goldener Engel, ein Talisman, soll das Leben der drei Freundinnen Sophie, Ariane und Judith vollständig auf den Kopf stellen. Alle drei sind Ende dreißig, kennen sich seit Schulzeiten. Jäh wird ihre harmonische Freundschaft einer harten Bewährungsprobe unterzogen, als Ariane unheilbar an Krebs erkrankt. Sie möchte ihre achtjährige Tochter keinesfalls bei ihrem Exmann aufwachsen lassen, da er nicht der leibliche Vater von Svenja ist. Das eröffnet sie ihren beiden Freundinnen und der kleine goldene Engel ist das einzige Andenken, das es an den wirklichen Vater gibt.

Zunächst ist Ariane einverstanden, dass Sophie sich auf die Spur dieses Engels begibt. Sie findet Hinweise auf die Herkunft und damit auch den Besitzer des Schmuckstücks. Jetzt möchte Ariane, dass sie die Suche sofort abbricht, doch Sophie hat sich schon so weit in die Geschichte verstrickt, dass sie nicht mehr aufgeben kann.

Und die dritte Freundin, Judith, scheint doch mehr darüber zu wissen, als sie zuzugeben bereit ist. Sophie ist einem schrecklichen Geheimnis auf der Spur, das keiner der Beteiligten offenbaren will. Dass diese Personen auch nicht vor Tätlichkeiten zurückschrecken, wird Sophie schmerzhaft bewusst gemacht, doch schließlich ist auch sie bereit, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.

 

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20.06.2011

Charlotte Thomas war Richterin und Anwältin, bevor sie Hobby und Leidenschaft zum Beruf machte und sich fortan nur noch dem Schreiben widmete. Dies ist ihr erster historischer Roman, bei dem mein einziger Gedanke nach mehr als 1000 Seiten prallem Leben dieser war: „schade, schon zu Ende?“
Leider war „De Madonna von Murano“ wirklich zu Ende, aber meine Begeisterung für das Buch ist ungebrochen. Erste Rückmeldungen bestätigen mir, dass die Autorin das gleiche Lesevergnügen beschert wie beispielsweise Rebecca Gable und deshalb warten mit mir auch schon die ersten Kunden auf weitere Bücher aus der Feder von Charlotte Thomas.
Wir schreiben das Jahr 1475. Venedig feiert Karneval. Während die Menschen fröhlich und ausgelassen sind, versucht eine junge Frau ihren Verfolgern zu entkommen. Hochschwanger und am Ende ihrer Kräfte hetzt sie durch die engen Gassen der Stadt. In immer kürzeren Abständen kommen die Wehen, aber sie gibt nicht auf. Sie will nur ihr Kind retten, denn die drei Maskierten, die ihr folgen, wollen ihren Tod. Unbedingt. In einem engen Hof wird sie von ihren Häschern eingeholt, doch bevor sie ihren letzten Atemzug tut, kommt ihre Tochter auf die Welt.
Der Glasmacher Piero und sein Geselle Vittore sind in dieser Nacht in geheimen Geschäften unterwegs, sie retten den Säugling vor dem sicheren Tod. Ihr Versuch, das Findelkind in einem Kloster abzugeben, misslingt und so wächst Sanchia fortan als Ziehtochter im Hause des Glasmachers auf. Aber das Schicksal scheint sich zu wiederholen: schon als Kind muss Sanchia miterleben, wie ihre Eltern auf die gleiche bestialische Weise ermordet werden wie damals ihre leibliche Mutter. Jahre später, sie hat inzwischen mit Lorenzo, dem Sohn einer wohlhabenden und einflussreichen Patrizierfamilie, eine versteckte Affäre begonnen, wird sie von der gefährlichen Vergangenheit ihrer Mutter eingeholt.
Aber lesen sie selbst, sie werden dieses Buch nicht vor der letzten Seite aus der Hand legen.

 

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